Bieberau/Modau in der Krise gut gerüstet
Handball-Drittligist kann nach Abbruch der Saison auf Zusagen von Sponsoren, Solidarität der Spieler und feststehenden Kader bauen

Von Bernd Kalkhof/ Darmstädter Echo

GROSS-BIEBERAU. Es sind schwierige Zeiten für die hessischen Handballvereine. Besonders betroffen: Die Clubs, die im semi-professionellen Bereich arbeiten und auf einen stattlichen Etat angewiesen sind. Wie etwa die HSG Bieberau/Modau. Der Drittligist sieht sich aber gut aufgestellt in der Corona-Krise. „Jetzt zahlt sich aus, dass wir in den letzten Jahren solide gewirtschaftet und eine stabile Sponsoren-Landschaft aufgebaut haben. Wir können noch nicht sagen, wann und wie es weiter geht, aber wir sind gut vorbereitet“, sagt Finanzchef Michael Rodenhäuser.

Das Präsidium des Deutschen Handballbundes und die Handball-Bundesliga hatten Anfang der Woche beschlossen, die Saison 2019/20 endgültig zu beenden. Das gilt auch für die Dritte Liga, weshalb die HSG Bieberau/Modau die Saison als Tabellensiebter beendet. Aufsteiger ist der TV Großwallstadt, bei dem die Bieberauer an diesem Samstag das Rückspiel bestritten hätten. Absteiger wird es keine geben, nur die SG Nußloch scheidet aufgrund des Insolvenzverfahrens aus. Der DHB hat zudem beschlossen, die viergeteilte Dritte Liga auf maximal 72 Vereine aufzustocken, um Härtefälle zu vermeiden.

Für Bieberau/Modau ist der siebte Platz eine ordentliche Saisonleistung, auch wenn man nach einem formidablen Start lange Zeit sogar ganz oben in der Tabelle zu finden war. „Wir hätten gut und gerne zehn Punkte mehr haben können, aber so ist das nun mal. Wir sind letztendlich nicht unzufrieden mit dem siebten Platz“, zieht Teammanager Georg Gaydoul nicht nur sportlich ein positives Fazit: „Wir haben zudem unseren Zuschauerschnitt auf 768 Besucher um über 50 Prozent steigern können. Auch konnten wir den Ausbau unserer Kinder- und Jugendarbeit vorantreiben.“

Sollte der Spielbetrieb irgendwann wieder aufgenommen werden können, geht Gaydoul von starken Einschränkungen aus. „Denkbar wäre, dass wir unsere Zuschauerkapazitäten deutlich verringern müssen. Das hat natürlich enorme finanzielle Auswirkungen“, sagt der Falken-Manager. Zudem könne sich der Verein im Fall von Geisterspielen einen Live-Stream vorstellen.

In dieser schwierigen Situation sei der Verein durch die Zusagen der Hauptsponsoren Merck, MHI, Entega, Assekuranz Michel und Brosig GmbH aber in der Lage, das Schiff auf Kurs zu halten. Der Kader für die nächste Saison steht mit 14 Spielern, darunter sieben Neuzugängen, auch wenn die Verpflichtung von Tim Claaßen vom Zweitligisten VfL Lübeck-Bad Schwartau nicht zustande kam. Finanzielle Abstriche sind nötig, denn der Etat könnte sich laut Gaydoul aufgrund fehlender Zuschauereinnahmen und Ausfällen von Veranstaltungen um ein Drittel verringern.

Unter diesen Vorzeichen wurde die neue Spielzeit auch erst einmal geplant. Mannschaft und Trainer Thorsten Schmid haben sich solidarisch gezeigt, tragen das Konzept mit. Man hofft auch auf Einsicht und Gleichbehandlung mit dem Fußball durch Training in zeitversetzten Kleingruppen, um jederzeit auf neue Lagen reagieren zu können. Denn wann und wie es weitergeht mit Odenwälder Spitzenhandball, ist nicht absehbar.