Bieberauer Frust nach einem großen Handballabend
Von Bernd Kalkhof und Udo Döring/ Darmstädter Echo
DARMSTADT – Es war ein großer Abend für den Handball in der Region, der Vergleich zwischen der HSG Bieberau/Modau und dem TV Großwallstadt. 1600 Zuschauer hatten sich am Freitagabend in der altehrwürdigen Böllenfalltorhalle eingefunden, um auch mal in der Stadt Spitzenhandball zu sehen. Viele Vereine aus der Region waren mit ihren kompletten Mannschaften angereist, es war wie ein großes Klassentreffen der südhessischen Handballgemeinde.
Diese höchst seltene Atmosphäre hätte Thorsten Schmid gerne für ein anderes Fazit genutzt. „Wir haben alles richtig gemacht, waren sehr engagiert in Angriff und Abwehr“, konnte der HSG-Trainer zwar für die erste Halbzeit festhalten, musste aber mit finsterem Blick nachschieben: „Wir haben in der Pause alles vergessen, was wir vorher gut gemacht haben.“ Zu viele Fehler und zu wenig Gegenwehr prägten die zweite Hälfte des Spiels, das seine Mannschaft so unerschrocken und furios begonnen hatte.
Und es waren nicht die üblichen Protagonisten, die bei den Falken für Begeisterung sorgten. Der wieselflinke Simon Brandt mit seinem unwiderstehlichen Wackler bekam sogar ein Sonderlob vom gegnerischen Trainer. „Wir sind in dieser Saison noch nie so deutlich in Rückstand geraten. Der Hauptschuldige war für mich Simon Brandt, der gewirbelt hat und gegen jeden Gegenspieler den Zweikampf gewonnen hat. Das hat uns doch arg verunsichert“, erklärte Ralf Bader nach der Partie.
Auch Robin Marquardt brachte die großgewachsene Defensive der Mainfranken mehrfach ins Wanken. Eine stabile Defensive und ein gut aufgelegter Keeper Martin Juzbasic sorgten für eine etwas überraschende 15:12-Halbzeitführung der Bieberauer.
„Wir haben im Verband nicht kompakt gestanden. Da wurde sich nicht gegenseitig geholfen, so dass die Räume zu groß waren“, haderte Michael Spatz mit dem Positionsspiel der TVG-Abwehr. Großwallstadts Routinier und Torjäger hatte selbst vier Fehlwürfe zu beklagen. „Ich habe keinen guten Tag erwischt, aber wenn andere in die Bresche springen, ist das zweitrangig.“
So kam es denn auch. Der Altmeister wusste sich gleich mit Wiederanpfiff deutlich zu steigern. Nun stand die wohl beste Abwehr der Liga. Ganz anders präsentierten sich nun die Odenwälder. Fahrig, ängstlich und mit vielen Fehlern behaftet, war das Offensivspiel der Gastgeber hernach nur noch ein laues Lüftchen.
Nur noch einmal keimte Hoffnung auf, als die Falken nach einem herrlichen Kempa-Tor – von Simon Brandt – auf 20:21 verkürzen konnten. Doch Großwallstadt war nicht mehr beizukommen. Am Ende verlor die HSG die zweite Halbzeit mit 8:19 und mit einem viel zu hohen Resultat.
Die vielen Zuschauer hatten an diesem Abend dennoch ihren Spaß. Die schnelle Partie bot alles, was ein gutes Handballspiel braucht. Und viele kleine Geschichten am Rande. So fand sich Zweitmannschaftsspieler Max Wagner plötzlich auf dem Parkett wieder. Gemeinsam mit Nils Arnold wurde er nach 20 Minuten ins kalte Wasser geworfen. Der Linksaußen war beeindruckt. „Das Einlaufen vor so vielen Zuschauern war schon der Hammer. Aber ich habe wirklich nicht damit gerechnet, auch eingewechselt zu werden“, sagte Wagner, der seine Sache ordentlich machte. Die HSG bot trotz großer Personalsorgen eine Halbzeit lang mehr als Paroli.
Und auch wenn die Mannschaft leer ausging, hat sich für die Spielgemeinschaft der Ausflug nach Darmstadt gelohnt. „Wiederholungen erwünscht“, war der Tenor vieler Zuschauer nach einer kurzweiligen, intensiven Handballpartie.