Von Bernd Kalkhof und Udo Döring
Mit der allerletzten Aktion des Abend gelang Malte Nolting der Wurf ins Glück. Leider zu ungunsten der HSG Falken.
GROSS-BIEBERAU. Die letzte Minute eines Handballspiels ist nicht die Sache der HSG Bieberau/Modau. Wie schon in der vergangenen Spielzeit mussten die Falken gegen den Leichlinger TV eine bittere 28:29 (16:15)-Niederlage hinnehmen. Als der entscheidende Treffer fiel, war die Spielzeit schon abgelaufen, aber den Gästen stand noch ein Freiwurf zu. Leichlingens großgewachsener Kreisläufer Malte Nolting setzte den letzten Wurf durch den Block vorbei in den Winkel. Sehr zum Ärger von Christophorus Nungovitch, der noch lange frustriert auf dem Boden sitzen blieb. „Ich stand in der kurzen Ecke und hatte keine Chance“, sagte der Zypriote im HSG-Tor, der seine Abwehr 60 Minuten lang angepeitscht und einige gute Würfe entschärft hatte.
Dass die Mauer nicht die ihr zugeordnete lange Ecke wirkungsvoll schützte, war nur ein Teil des Ärgers von Thorsten Schmid. „Wir hatten uns in den Testspielen stetig gesteigert – und heute machen wir einen Rückschritt um vier Wochen“, sagte der sichtlich geknickte HSG-Trainer nach dem bitteren Ende: „Wir haben es über 60 Minuten verpasst, das Spiel für uns zu gestalten. In der ersten Halbzeit hatten wir zu viele Nachlässigkeiten in der Abwehr, nach dem Wechsel haben wir vorne unseren Spielfluss vermissen lassen“.
Dabei gelang den Falken ein guter Start, sie führten nach sieben Minuten mit 5:2. Besonders auffällig agierte Kris Jost. Der Antreiber ging tief in die Nahtstellen der 6:0-Defensive der Gäste. Nach dem 13:10 (22. Minute) standen sich die Falken aber zusehends selber im Weg und wollten einfach zu viel. Riskante Pässe, überhastete Abschlüsse, zudem wirkte der Mittelblock der 6:0-Abwehr oftmals zu passiv. Mit Wiederanpfiff lief es noch einmal prächtig, nach einer Trefferserie des zielstrebigen Rechtsaußen Robin Büttner zum 24:21 (45.) waren die Bieberauer auf der Siegerstraße.
Doch die Leichlinger um ihren Lenker und Denker Valdas Novickis kamen in der turbulenten Schlussviertelstunde eindrucksvoll zurück. „Zehn Minuten vor Schluss hätte ich für einen Punkt unterschrieben. Was dann alles passierte, war schon verrückt. Ich denke, das war ein Vorgeschmack auf eine lange turbulente Saison“, freute sich TV-Coach Lars Hepp.
Den Odenwäldern dagegen fehlte es in der Schlussphase an Inspiration und Mut zum Torerfolg. Einzig Jost hielt weiter erfolgreich dagegen. Kaum Gefahr ging von der rechten Rückraumseite aus, auch von den Halblinken Michael Malik und Max Bettin war im zweiten Durchgang wenig zu sehen. Lichtblicke waren die treffsicheren Außen Robin Büttner und Lucas Eisenhuth sowie der stämmige Kreisläufer Hannes Iffert.
„Wir haben gesehen, dass es nicht einfach ist, nach einer so langen Pause wieder Handball zu spielen. Wir müssen unsere Lehren ziehen und haben glücklicherweise schon am nächsten Freitag die nächste Chance, zwei Punkte zu holen“, sagte Thorsten Schmid mit Blick auf die Partie am Freitag (20 Uhr) gegen den VfL Gummersbach. Es ist das erste offizielle Heimspiel der Südhessen. Denn Leichlingen tauschte sein Heimrecht, weil die sanitären Anlagen in der eigenen Halle wegen Legionellen unbrauchbar sind und die ausziehbaren Tribünen nicht funktionieren. „Für uns ist das Hallenverbot eine Katastrophe“, haderte Trainer Lars Hepp: „Wenn wir aber auswärts solch eine Leidenschaft entwickeln können wie heute, haben wir keine negativen Konsequenzen“.
MSG: Nungovitch und Weizsäcker (im Tor), Büttner 7/4, Jost 7, Eisenhuth 4, Iffert 3, Malik 2, Brandt 2, Bettin 2, Buschmann 1, Kunzendorf, Dambach, Wucherpfennig, Thomas Becker. Klenk und Golda, Haupttorschützen LTV: Novickis 7/2, Weiler 5, Gelbke 5, Kevin Symannek 4, Zeitstrafen: 4/4, Siebenmeter: 5/4 und 6/3, Zuschauer: 230.
230 ZUSCHAUER
Das Heimspiel gegen Leichlingen war auch der erste Härtetest für das Hygienekonzept der HSG Bieberau/Modau. 250 Zuschauer waren in der Großsporthalle zugelassen, 230 kamen. „Wir können keine hundertprozentige Sicherheit garantieren. Aber alle haben sich an die Corona-Regeln gehalten und ich denke, so können wir weitermachen“, zog HSG-Teammanager Georg Gaydoul ein erstes Fazit.