Handball rückt aus dem Schatten in den Fokus
Drittligist HSG Bieberau/Modau initiiert prominent besetzten „Merck-Falken-Talk“ am nächsten Mittwoch in Darmstadt

Von Udo Döring/ Darmstädter Echo

DARMSTADT . „Wir müssen auch mal auf die Sportart in unserer Region aufmerksam machen und dürfen nicht dem Fußball das ganze Feld überlassen.“ Mit dieser von Michael Rodenhäuser formulierten Motivation geht Handball-Drittligist HSG Bieberau/Modau in die Offensive. Es soll über den Sport geredet werden, der durch das Auftreten der Nationalmannschaft bei internationalen Meisterschaften immer wieder in den Fokus rückt, im sportlichen Alltag aber schnell wieder im langen Schatten des Profifußballs kauert.

„Mit Tradition in die Zukunft“ hat sich die HSG vor dieser Saison als neues Leitmotiv verordnet. Im Bewusstsein der sportlichen Führungsrolle in der Region haben der für die Finanzen zuständige Rodenhäuser und seine Mitstreiter eine hochkarätig besetzte Gesprächsrunde zusammengestellt. Zum „Merck-Falken-Talk“ treffen sich am nächsten Mittwoch (28. November) Axel Kromer (Sportdirektor und Vorstand Deutschen Handball-Bund), Jennifer Kettemann (Geschäftsführerin bei Bundesligist Rhein Neckar Löwen), Dirk Sulzmann (Leiter Konzernkommunikation Merck), Jens-Jörg Wannemacher (Ressortleiter Sport der ECHO-Zeitungen), Michael Spatz (Spieler bei Drittligist TV Großwallstadt) und Georg Gaydoul (Geschäftsführer HSG Bieberau/ Modau) auf einer Bühne in der Aula der Darmstädter Lichtenbergschule. HR-Fernsehmoderator Markus Philipp führt durch den Talk zur Lage und zu den Problemen des regionalen Handballs.

„Wenn du gehört werden und gewisse Positionen erarbeiten willst, dann musst du auch das Klavier bedienen. Nur nach Groß-Bieberau zu gehen und zu schimpfen, hilft nicht“, führt Rodenhäuser die Motivation zu dieser Art von Gang in die Öffentlichkeit weiter aus. Der „Wiest-Lilien-Talk“ dient dabei durchaus als Vorbild. Denn so wie der SV Darmstadt 98 im Fußball ist eben die HSG Bieberau/Modau in der regionalen Hauptrolle im Handballsport.

Alles freilich ein paar Nummern kleiner, was den Kraftaufwand aber kaum reduziert. Schließlich gilt es, einen Saisonetat von rund 350 000 Euro zu stemmen. „Wenn der Etat steigt, müssen die Sponsoren, die du hast, mehr zahlen. Da stößt man aber an Grenzen. Also musst du neue Sponsoren generieren.“ Die möglichst nicht nur finanziell helfen, sondern auch bei der beruflichen Versorgung der Spieler. Schließlich bewegt sich ein Drittliga-Spieler weit von der Möglichkeit, allein von seinem Sport leben zu können.

Ein anderes Problemfeld sind die Bedingungen wie sie etwa die arg in die Jahre gekommene Sporthalle „Im Wesner“ in Groß-Bieberau als Heimspielstätte bietet. Oder wie schwierig es ist, mit besonderen Spielen in die Darmstädter Böllenfalltorhalle zu ziehen. So wie am 6. Dezember, wenn das Drittliga-Derby gegen den TV Großwallstadt ansteht.

Als Tabellenvierter mit nur einem Punkt Rückstand auf die Spitze betreibt die Mannschaft derzeit beste Eigenwerbung. Mit regelmäßig 600 bis 1000 Zuschauer ist die HSG Bieberau/Modau der zweitgrößte sportliche Besuchermagnet in der Region Darmstadt-Dieburg nach dem SV Darmstadt 98. In den unteren Ligen liegt der Zuschauerzuspruch in den Handballhallen wiederum deutlich über dem auf den Fußballplätzen. Medial und wirtschaftlich sind die Kräfteverhältnisse aber genau andersherum. Und in diesem Spannungsfeld bewegt sich der „Merck-Falken-Talk“ am nächsten Mittwoch, zu dem Michael Rodenhäuser 250 Gäste erhofft und für den er sich auch gut eine Fortsetzung vorstellen kann.