Der ausgefallene Saisonstart
Im regionalen Handball geht Corona-bedingt fast nichts / Vereine nutzen Möglichkeit zur kurzfristigen Absage

Von Bernd Kalkhof

SÜDHESSEN . Im regionalen Handballsport geht es aufgrund der erhöhten Corona-Infektionszahlen drunter und drüber. Der Hessische Handball-Verband hatte, nachdem der ursprünglich geplante Saisonauftakt im September um einen Monat verschoben worden war, diesmal trotz deutschlandweit explodierender Zahlen mit Ansteckungsfällen am Start an diesem Wochenende festgehalten. Nun wurde die Hoffnung auf eine gewisse Normalität im Punktspielbetrieb von der Wirklichkeit überholt.

Vor dem Rundenstart hatte der Verband in einer Mitteilung garantiert, dass Vereine, die nicht in einem Pandemie-Risikogebiet antreten wollen oder wegen eigener Verdachtsfälle ein Spiel absagen müssen, dies unkompliziert und auch kurzfristiger als üblich tun können. Eine Zustimmung des Gegners sei dabei nicht erforderlich.„Wer aktuell spielen will, kann und darf seine Begegnungen austragen. Wer nicht spielen möchte, muss dies auch nicht tun. Wir zwingen keinen Verein und keine Mannschaft, am Spielbetrieb teilzunehmen“, erklärte Verbandspräsident Gunter Eckart. Vielen Spielern, Verantwortlichen und auch Vereinsmitgliedern war dann die Entwicklung der letzten Tage wohl zu heikel, es hagelte Absagen. Und da sich immer mehr Vereine entschieden, vorerst nicht zu spielen, erhöhte sich auch der Druck auf andere. Es wäre schließlich schwer zu erklären und zu verantworten, ein Spiel durchzuführen, wenn beinahe alle anderen ausfallen.

Am Sonntag stellte der Bezirk Wiesbaden seinen Spielbetrieb bereits bis auf Weiteres komplett ein. Letztlich eine Entscheidung über den HHV hinweg. Der tut sich bereits seit Beginn der Krise schwer, frühzeitig für klare Verhältnisse zu sorgen. Der Frust der Vereine wächst. In der Oberliga fielen alle Spiele aus. In der Landesliga trennten sich die HSG Kahl/Kleinostheim und die HSG Nieder-Roden 28:28, es war die einzige Partie.

Die Trainer der Oberliga- und Landesliga-Teams beispielsweise hatten sich auf den Saisonstart eingestellt, sehen anhand der jetzigen Situation aber auch kaum Alternativen zu den kurzfristigen Absagen. „Ich denke, die Verschiebungen sind vernünftig und verantwortungsvoll. Man sollte einen geregelten Ablauf finden und gewährleisten, dass die Begegnungen im neuen Jahr stattfinden können. Diese Maßnahmen einzuleiten, liegt aber in der Hand des Verbandes“, sagte Oliver Schulz. Der Trainer der MSG Umstadt/Habitzheim kann der Entwicklung dennoch etwas Positives abgewinnen. „Alle Vereine befinden sich in einem sehr, sehr engen Austausch. Das macht die schwierige Situation für alle leichter“, sagte Schulz.

Auch die Trainer des TSV Pfungstadt und der MSG Roßdorf/Reinheim hatten sich mächtig auf ihre Derbys gegen die HSG Bieberau/Modau II und dem TV Büttelborn gefreut. „Das war dennoch der richtige Schritt. Für mich ist der Verband nun gefragt, Lösungen und Ansätze zu definieren, wie die Saison weitergehen soll. Denn gerade für unseren Nachwuchs braucht es durchgängiges Training und Spiele unter Wettkampfbedingungen, sonst wandern sie ab“, erklärte Christian Zölls, der Trainer der MSG Roßdorf/Reinheim. Pfungstadts Coach Mario Ubiparip akzeptiert die Entscheidung des TV Büttelborns, nicht anzutreten. Die Gäste hatten ein Problem mit der hohen zu erwartenden Zuschauerzahl. „Wir haben ein gutes Verhältnis mit dem TV Büttelborn und daran wird sich nichts ändern. Es ist schade, weil wir nun schon sehr lange auf den Start gewartet haben, es lässt sich aber nicht ändern“, erklärte Ubiparip. Übrigens, die Begegnungen sollen laut Verband im Laufe der Runde nachgeholt werden. Ansonsten wird das Spiel nicht gewertet. Hat zum Saisonende jeder Verein nicht mindestens einmal gegen jede andere Mannschaft gespielt, wird die Runde nicht gewertet.