Mit Abstand und Absperrband
Nach erstem Punktspiel im Corona-Modus hofft die HSG Bieberau/Modau, dass es bei der Zuschauerzahl bleiben kann

Von Udo Döring

250 Zuschauer verfolgten das Spiel der HSG Bieberau-Modau. Rot-Weißes Flatterband grenzte das Spielfeld und die Zuschauer ab. Insgesamt waren die Verantwortlichen mit der Umsetzung des Hygienekonzepts zufrieden.

GROSS-BIEBERAU. „Das ist alles irgendwie unwirklich, wenn Plätze auf der Tribüne frei sind und diese Atmosphäre fehlt, die wir gewohnt waren und die Mannschaft vor allem im letzten Jahr getragen hat“. So schildert Thorsten Schmid seine Gemütslage nach dem Saisonstart. Nicht, dass der Trainer der HSG Bieberau/Modau die fehlenden Zuschauer als Grund für die Niederlage strapazieren will. Aber es ist einfach ein emotionaler Unterschied, ob 900 Zuschauer die Halle zum Kochen bringen oder deren 230 sich auf der Tribüne verteilen.

Wobei sich der Handball-Drittligist damit sogar im oberen Bereichen der aktuellen Genehmigungs-Skala für Hallensport bewegt. Aber das erste Corona-Punktspiel in Groß-Bieberau ging reibungslos nach den dazu aufgestellten Regeln über die Bühne. „Wir können keine hundertprozentige Garantie geben. Aber ich denke, dass es so in Ordnung war“, sagte Georg Gaydoul nach dem unter ganz unterschiedlichen Aspekten mit Spannung erwarteten Saisonstart. Der Teammanager war im Vorfeld neben der Kaderplanung mindestens ebenso damit beschäftigt, den Behörden ein schlüssiges Hygienekonzept zu präsentieren.

Abstand, Desinfektionsmittel, Maskenpflicht sind Corona-Standards. Ein rot-weißes Flatterband als Trennlinie zwischen Spielfeld und Tribüne nicht unbedingt, was aber eher ein optischer Spezialeffekt sein dürfte. Im Foyer durften sogar nach abgestimmten Regeln Getränke und Würstchen verkauft werden. Ein kleiner Ausgleich für die von Corona gebeutelte Vereinskasse.

Es hätten sogar 250 Zuschauer kommen dürfen, wobei mancher Zuschauer auch ohne Maximalbelegung der Tribüne gedacht haben dürfte wie Harald Jansen: „Mehr hätten es sicher nicht sein dürfen“. Als langjähriger Physiotherapeut und heute noch steter Begleiter der Mannschaft ist für ihn aber ebenso wichtig: „Als Handballverrückter bin ich froh, dass es wieder losgeht. Ich hoffe, dass es so bleiben kann mit den Zuschauern. Das hilft dem Verein und den Spielern. Der Handball lebt von der Atmosphäre.“

Diese genießen auch zwei HSG-Fans, die nach den Testspielen mit 50 bis 70 Zuschauern froh sind, dass jetzt wieder mehr los ist in der Halle. „Wir fühlen uns sicher. Der Verein hat das Maximale gemacht“, sagt Bernhard Zwingel und lobt neben den offenen Türen zum Zweck der Durchlüftung die Abstandsregeln. Wie allen Dauerkartenbesitzern sind ihnen nummerierte Plätze zugewiesen. „Nach Leichlingen wären wir nicht gefahren. Man weiß ja nicht, ob man in die Halle kommt“, sagt Sybille Bormuth vor dem Hintergrund, dass das Heimrecht wegen diverser Probleme in der dortigen Halle getauscht worden war.

Hat der Gastgeber ein Kontingent vorgesehen, ist Voranmeldung Pflicht. So wie bei den zehn Fans aus Leichlingen, die mit vier Trommeln vielleicht auch den Siegeswillen ihrer Mannschaft entscheidend antrieben. „Der Verein hatte vorab eine Namensliste mit allen Daten geschickt“, beschreibt Gaydoul das Prozedere, das bei Auswärtsspielen auch für Bieberauer Fans gelten würde.

Aber erst einmal steht das nächste Heimspiel an. Am Freitag (19 Uhr) ist der VfL Gummersbach II zu Gast in der Großsporthalle. Thorsten Schmid hofft im Speziellen, dass er und seine Mannschaft die Lehren aus dem bitteren Start gezogen haben, und im Allgemeinen: „Dass alle Beteiligten, nicht nur im Sport, bewusst mit der Situation umgehen und wissen, was auf dem Spiel steht. Es wäre schön, wenn wir es schaffen, auch nach Weihnachten noch spielen zu können – auch wenn es nur mit 250 Zuschauern ist.“