Marode Hallen, hohe Gebühren
Beim ersten Merck-Falken-Talk wird jedoch klar, dass es um den deutschen Handball eigentlich ganz gut bestellt ist

Von Bernd Kalkhof

DARMSTADT. Es braucht mehr ehrenamtliche Helfer mit innovativen Ideen und moderne Sportstätten: Das war das Ergebnis des Merck-Falken-Talks am Mittwochabend. Schade nur, dass der Hauptadressat vieler Kritikpunkte, die lokale Politik, nicht anwesend war.

Dennoch freute sich Drittligist HSG Bieberau/Modau über eine gelungene Veranstaltung: 160 Zuschauer fanden sich zum ersten Handball-Talk in der Mensa der Darmstädter Lichtenbergschule ein. Die Falken hatte ja auch prominente und kompetente Gesprächspartner eingeladen. Gesponsert wurde die Podiumsdiskussion vom Chemieunternehmen Merck, moderiert wurde sie von Markus Philipp vom Hessischen Rundfunk.

Auf dem Podium saßen Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin des Mannheimer Bundesligisten Rhein-Neckar-Löwen, Axel Kromer, Sportdirektor beim DHB, Jens-Jörg Wannemacher, Sportchef beim ECHO, Großwallstadts Topspieler Michael Spatz und Georg Gaydoul, Manager der HSG Bieberau/Modau. Für Merck war Dirk Sulzmann, Head of Community, dabei.

Die Einstiegsfrage war für alle gleich: Wie geht es eigentlich dem deutschen Handball? Axel Kromer unterstrich, dass künftig alle Länderspiele von ARD oder ZDF übertragen werden und via Sky die Bundesliga zu sehen ist. Davon werde der Sport profitieren. Jennifer Kettemann sprach von der stärksten Liga der Welt, sie erkennt eine gute Entwicklung und hofft auf mehr Vereine im oberen Leistungssegment. Georg Gaydoul freute sich über den guten Zuschauerzuspruch auch in den unteren Klassen – und über eine geringe Zahl an Insolvenzen in der Dritten Liga. „Die Vereine sind breiter aufgestellt“, sagte der HSG-Macher.

Und dann sprach er mit Blick auf das Derby gegen den TV Großwallstadt am 6. Dezember die Situation der Sportstätten in Südhessen an. Man müsse in der Böllenfalltorhalle aus den Sechzigern spielen, während der TV Großwallstadt gegen die HSG Nieder-Roden über 2500 Zuschauer begrüßen durfte. Dies war ein Thema, dass sich wie ein roter Faden durch den Talk zog. So seien nicht nur die meisten Hallen in einem erbärmlichen Zustand, es würden auch hohe Vergütungen von den Vereinen, die ja auch für die Erziehung der Jugend mitverantwortlich sind, verlangt. 2014 verdoppelte etwa die Stadt Darmstadt die Hallengebühren – und zwar auf einen Schlag. Das waren zusätzliche Kosten von mehreren tausend Euro. Landesligist TSV Pfungstadt muss 12 000 Euro für die Energiekosten und den Hausmeister der Großsporthalle stemmen, erklärte als Gast Fritz Feldmann junior. Der Tenor des Publikums: Es fehlt jedwede Unterstützung der Politik, was das Ehrenamt noch komplizierter macht, als es sowieso schon ist.

Der Bezirksausschussvorsitzende Klaus Bernshausen wünschte sich mehr Unterstützung vom DHB, gerade in Bezug auf das komplizierte Regelwerk und fehlende Helfer in allen Bereichen. Das empfand Axel Kromer als nicht richtig. „Dieses Oben-Unten-Denken tut mir weh. Denn man kann viele Dinge auch ohne Hilfe von oben tun“, sagte der ehemalige Profi, der sich in seinem Heimatverein als D-Jugend-Trainer engagiert. Kromer verwies auch auf die Landesverbände und die lokale Politik.

Eine interessante Begleiterscheinung der Diskussion war die Frage, warum Merck nur regionale Vereine unterstützt. „Die Lokalität ist uns sehr wichtig. Ein Großteil unserer Mitarbeiter stammt aus der Region und ist in Vereinen aktiv. Das bindet. Wir unterstützen vorrangig Vereine, die es auch wirklich nötig haben und Strukturen sowie ein Jugendkonzept vorweisen können“, sagte Dirk Sulzmann dazu.