Von Udo Döring

Großbieberaus Trainer Thorsten Schmid agierte bereits in der Vorbereitung extrem vorsichtig. Er wurde nun mit seinen Bedenken bestätigt.
GROSS-BIEBERAU. „Es wäre schön, wenn wir auch nach Weihnachten noch spielen könnten.“ Das hat Thorsten Schmid vor einer Woche gesagt. Jetzt sitzt er in heimischer Quarantäne. Nach nur einem Saisonspiel der HSG Bieberau/Modau. „Dass so etwas kommen wird, war zu erwarten angesichts der aktuellen Situation. Dass aber gleich im ersten Spiele der Supergau entsteht, hätte ich nicht gedacht“, sagt der Trainer des Handball-Drittligisten, der erst die Last-Minute-Niederlage (28:29) gegen den Leichlinger TV zu verdauen hatte.
Nach fünf positiven Tests folgt weitere Spielabsage
Frust und Ärger relativierten sich aber durch viel schlechtere Nachrichten Mitte der Woche. Beim Gegner aus dem Bergischen Land hat sich das Virus breitgemacht, acht Spieler wurden positiv getestet. Auch bei HSG-Spielern tauchten Symptome auf. Von den am Donnerstag erfolgten Tests fielen fünf positiv aus. „Der komplette Kader mus nun nach Anweisung des Gesundheitsamts bis 20. Oktober im Quarantäne bleiben“, erklärte HSG-Teammanager Georg Gaydoul am Freitag, der ankündigte, dass damit auch das für 16. Oktober geplante Spiel bei der HSG Hanau ausfällt.
Das für den Abend angesetzte Spiel gegen den VfL Gummersbach hatten beide Vereine gleich von sich aus abgesagt. Am Donnerstag folgte auch die Absetzung durch den Klassenleiter, die am Freitag mit Bestätigungen der Fälle durch die zuständigen Gesundheitsämter schließlich amtlich wurde.
„Als ich am Mittwoch den Anruf bekam, war das ein Schlag ins Gesicht“, sagt Schmid, dem es selbst körperlich gut geht: „Es ist frustrierend, wenn du seit Juni wieder trainieren und das machen kannst, was du am liebsten machst – und dann wirst du gleich am ersten Tag ausgebremst.“ Der 49 Jahre alte Büttelborner pflegte einen hochsensiblen und gewissenhaften Umgang mit den Corona-Regeln. Viel länger als in anderen Mannschaften ließ er in kleinen Gruppen und mit Abstand trainieren, auch letzte Woche waren alle Hallentüren während des Trainings noch weit offen.
„Aber wenn du dann eben in einer Halle mit vielen Zuschauern auf eine andere Mannschaft triffst, wird es schwierig“, sagt Schmid, der auch für das Wochenende angesetzte Trainerprüfungen und Trainingseinheiten mit Jugendmannschaften absagen musste. Während sich bei ihm alles beruflich um Handball dreht, wird es bei manchen Spielern schon schwieriger. „Da sind Berufseinsteiger dabei und Jungs, die gerade eine neue Stelle angetreten haben. Wie willst du das deinem Arbeitgeber erklären, wenn du alle paar Wochen in Quarantäne musst?“ Denn Schmid geht davon aus, dass das kein Einzelfall bleiben wird.
„Das ist alles für mich so unwirklich. Du hast ständig diese Gedanken im Hinterkopf, dass du dich infizieren oder andere anstecken kannst“, sagt Thorsten Schmid, der in seinen Gedanken auch schon mal bis zum ganz radikalen Schritt geht: Saison absagen. „Was aber bedeuten würde, dass viele Vereine gar nicht mehr existieren würden. Eine wirklich sehr schwierige Situation.“