Handball 3. Bundesliga 16.08.2018

Von Udo Döring/ Darmstädter Echo

GROSS-BIEBERAU – Till Buschmann hat seine Aufgabe souverän erfüllt. Allerdings wäre der Kapitän der MSG Groß-Bieberau lieber zum Torewerfen aufs Feld gegangen und nicht, um die Schweißflecken aufzuwischen. Aber der verletzte Daumen lässt derzeit nicht mehr zu, als sich auf diese Weise im Spiel einzubringen. So wie am Dienstagabend im letzten Härtetest des Handball-Drittligisten vor dem Pokalturnier in Hanau.

15 Würfe in der zweiten Hälfte pariert oder vergeben

Beim 19:28 gegen den TV Großwallstadt hätten Buschmanns Wurfqualitäten aus dem Rückraum vor allem in der zweiten Halbzeit eine gute Hilfe sein können. „Im Endeffekt muss ich der Mannschaft ankreiden, dass sie in der Chancenverwertung nicht konsequent genug war“, tadelte Trainer Thorsten Schmidt sein Team, das so stark in die Partie gestartet war. 7:3 hieß es nach zehn Minuten, 13:13 zur Halbzeit. Doch nach der zweiten Hälfte musste Schmidt enttäuscht zusammenzählen: „Wenn in Eins-zu-Eins-Situationen mit dem Torhüter 15 Bälle verworfen werden, habe ich keine Chance, egal wie der Gegner heißt.“

Gut, der Gegner hieß TV Großwallstadt, seines Zeichens Aufsteiger in die Zweite Bundesliga. Mit Jan-Steffen Redwitz im Tor, der sich als echte Verstärkung präsentierte. Neben dessen Paraden lag es aber mehr noch an Ungenauig- und Halbherzigkeiten, dass in der zweiten Hälfte nur sechs MSG-Treffer zustande kamen.

Wobei im dafür zuständigen Personal die Wechselalternativen bald ausgingen. Neben Till Buschmann fehlten im Rückraum auch Jonas Dambach und Jonas Ahrensmeier, die sich im Testspiel am Samstag gegen Potsdam eine starke Prellung beziehungsweise Daumenverletzung zugezogen hatten. Lucas Bauer war nach einem Treffer raus, weil seine aufgeplatzte Lippe genäht werden musste.

„Aber das sind alles keine Ausreden. Denn wenn man frei vor dem Torhüter ist, muss man einiges richtig gemacht haben, um die Chance überhaupt zu bekommen. Dann ist man aber auch gefordert, den Ball reinzuwerfen“, ärgerte sich der MSG-Trainer einmal mehr über die nach 30 Minuten stark nachlassende Angriffsleistung.

Immerhin konnte er seiner Abwehr eine fast durchweg konsequente Arbeit bescheinigen. Die wird auch am Samstag (17.30 Uhr) kräftig zupacken müssen, wenn die Aufgabe wohl darin besteht, eine Niederlage in Grenzen zu halten. „Bei diesem Pokalmodus ist die Wahrscheinlichkeit verschwindend gering, für eine Überraschung zu sorgen“, weiß Schmidt vor dem Spiel gegen Erstligist HC Erlangen. „Für uns geht es darum, nochmal unter Wettkampfbedingungen zu testen und dass alle gesund durchkommen.“ Schließlich steht eine Woche später der Drittligaauftakt an.

Der Vorteil am Wochenende ist immerhin der kurze Anfahrtsweg nach Hanau, wo die gastgebende HSG im zweiten Halbfinalspiel (20 Uhr) auf die SG Bietigheim trifft. Die Sieger spielen am Sonntag um den Einzug ins Achtelfinale des DHB-Pokals.

Der TV Großwallstadt muss dagegen ins Erzgebirge fahren, um gegen die HSG Wetzlar zu spielen. Wie übrigens auch die HSG Rodgau Nieder-Roden, die auf Gastgeber EHV Aue trifft. „Ein schönes Auswärtsspiel, in dem man testen kann, was in der Zweiten Liga so auf uns wartet“, sieht Florian Bauer die recht eigenwillige Konstellation pragmatisch.

Florian Bauer muss erstmals in die Gästekabine

Dass er auch am Dienstag ein Auswärtsspiel hatte, war für Bauer ein völlig neues Gefühl. „Ich war zum ersten Mal in der Kabine auf der anderen Seite“, sagte der langjährige Groß-Bieberauer Leistungsträger, der noch in der letzten Saison im Rückraum ausgeholfen hatte. Jetzt kam er als Trainer des TV Großwallstadt in die Großsporthalle. „Wir haben, vielleicht auch wegen des intensiven Programms in den Tagen zuvor, ein bisschen gebraucht, bis wir in Tritt gekommen sind“, sagte Bauer, der genau weiß, welch schwierige Aufgabe in der Zweiten Liga vor ihm und seiner Mannschaft liegen wird. Seine Parole: „Wir gehen mit Selbstbewusstsein in die Saison, aber auch gewisser Demut, dass wir in jedem Spiel hundert Prozent geben müssen.“